KI Stammtisch: "New Work / New Learning meets KI"
Die meisten von euch wissen, dass ich so meine Schwierigkeiten mit Buzzwords wie New Work oder New Learning habe. :-) Und es war dennoch eine super Veranstaltung im Interview-Format mit spannenden Fragen aus dem Publikum. Einige der Fragen liste ich hier mal auf:

Interviewfragen
(1) Was versteht man eigentlich unter
New Work/Learning?
Beide Begriffe: Digitale Transformation von Arbeits- und Lernwelten;
New Work - Wandel von Arbeitsprozessen, setzt auf mehr
- Selbstbestimmung/Eigenverantwortung, -- Mitarbeitende haben mehr Kontrolle über ihre Arbeitsweise / Gestaltung ihrer Aufgaben. flache Hierarchien, mehr Wert auf Selbstorganisation gelegt
- Flexibilität - flexible Orte , remote, / flexible Arbeitszeiten, andere Arbeitszeitmodelle
- Collaboration/Co-Creation, -- Zusammenarbeit wird nicht mehr nur innerhalb von Abteilungen oder Teams verstanden, sondern über Grenzen hinweg. Kreative und kollaborative Prozesse werden gefördert.
- (Sinngestaltung – Arbeit wird wieder sinnerfüllend)
New Learning beschreibt die Veränderungen in der Art und Weise, wie Wissen vermittelt und gelernt wird. Der Fokus liegt auf individualisierten, flexiblen Lernmethoden, die durch digitale Technologien ermöglicht werden.
- Lernen überall und jederzeit: Dank digitaler Plattformen und Tools können Lerninhalte jederzeit und an jedem Ort abgerufen werden. Lernen wird somit flexibler und ortsunabhängiger.
- Personalisierung des Lernens: Lernprozesse werden zunehmend auf die individuellen Bedürfnisse und Stile der Lernenden abgestimmt. Adaptive Lernplattformen und personalisierte Lernpfade spielen hierbei eine zentrale Rolle.
- Lernen durch Zusammenarbeit im Team (collaborative learning): Im Rahmen von New Learning wird Wert auf den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Lernenden gelegt. Auch hier sind soziale Lernplattformen und virtuelle Communities von großer Bedeutung.
- Lebenslanges Lernen: Angesichts der sich schnell ändernden Arbeitswelt und der Notwendigkeit, ständig neue Fähigkeiten zu erlernen, wird lebenslanges Lernen zunehmend als notwendiger Bestandteil der beruflichen und persönlichen Entwicklung gesehen.
(2) Warum muss man neue Lernumgebungen schaffen? (Funktionieren die alten nicht gut genug und scheitern neue Ansätze nicht andauernd?)
Die Notwendigkeit, neue Lernumgebungen zu schaffen, ergibt sich aus mehreren tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft, Technologie und Wirtschaft. Die alten Lernumgebungen — insbesondere die klassischen, auf traditionellen Lehrmethoden und standardisierten Schul- und Hochschulsystemen basierenden Modelle — können den Anforderungen der modernen Welt oft nicht mehr gerecht werden.
2a) Wandel der Arbeitswelt und der Gesellschaft
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung, automatisierten Arbeitsprozess. Fähigkeiten wie Kreativität, Problemlösungskompetenz, Teamarbeit, kritisches Denken und Selbstorganisation — Fähigkeiten, die in traditionellen Lernumgebungen oft zu kurz kommen. Das bedeutet, dass Lernprozesse nicht nur darauf abzielen sollten, Fachwissen zu vermitteln, sondern die Entwicklung von ganzheitlichen Kompetenzen fördern müssen, die den Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Neue Lernumgebungen müssen daher flexibler und vielfältiger sein, um die Lernenden besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
2b) Das veränderte Lernen durch Technologie
Digitale Technologien haben den Zugang zu Wissen revolutioniert. Das Internet, Open-Source-Plattformen, Online-Kurse und adaptive Lernsoftware ermöglichen es den Lernenden, in ihrem eigenen Tempo und nach ihren individuellen Bedürfnissen zu lernen. Alte Lernumgebungen, wie traditionelle Klassenzimmer, sind nicht in der Lage, diese neue Form des Zugriffs auf Wissen effektiv zu integrieren.
2c) Lernende werden zu aktive Akteure
In
traditionellen Systemen werden Lernende oft als passive Empfänger von
Informationen betrachtet. Lehrkräfte stehen im Zentrum der Wissensvermittlung, und die Lernenden sind meist auf den
Empfang und die Reproduktion von Informationen angewiesen. In
modernen Lernumgebungen muss der Lernende jedoch zum aktiven Akteur
werden. Es geht nicht nur darum, Wissen zu speichern, sondern es kritisch zu
hinterfragen, in den richtigen Kontext zu setzen und selbstständig
Problemlösungen zu entwickelnmm
2d) Fehler und Scheitern als Lernprozesse integrieren
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fehlerkultur. In klassischen Lernumgebungen wird Scheitern oft als negativ bewertet — Fehler gelten als Versagen.Neue Lernumgebungen, die diesen Prozess fördern, helfen den Lernenden, kreativer und resilienter zu werden und mit Misserfolgen produktiv umzugehen.
(3) Wo können KI-Systeme im Bereich New Work/Learning unterstützen? (Auf Seiten Lehrende, Lernende, Koordination)
Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, New Work und New Learning erheblich zu unterstützen, z.B. personalisierte, flexible und effizientere Arbeits- und Lernumgebungen schaffen.
3a. Personalisierung des Lernens (New Learning)
Ein zentraler Aspekt von New Learning ist die Individualisierung des Lernprozesses. KI-Systeme können dazu beitragen, den Lernenden maßgeschneiderte Lernpfade anzubieten, die auf ihren individuellen Stärken, Schwächen und Lernpräferenzen basieren.
- Adaptive Lernsysteme: KI-basierte Lernplattformen können den Lernfortschritt jedes Einzelnen überwachen und automatisch anpassen, um maßgeschneiderte Inhalte und Übungen zu liefern. Diese Systeme können Lernlücken identifizieren und den Lernenden gezielt mit Inhalten versorgen, die ihnen helfen, diese zu schließen. Ein Beispiel sind Systeme wie Duolingo oder Khan Academy, die bereits adaptive Lernmethoden einsetzen.
- Automatisierte Inhaltsanpassung: KI kann in der Lage sein, Inhalte je nach Lernstil anzupassen, sei es durch interaktive Simulationen, Text, Video oder durch Audioformate, um den Lernerfolg zu maximieren. So können visuelle Lernende visuelle Inhalte bevorzugen, während auditiv orientierte Lernende besser mit Podcasts oder Vorlesungen lernen.
- Lernfortschrittsanalyse und Feedback: KI kann den Lernenden kontinuierlich Feedback zu ihrem Fortschritt geben und ihn mit klaren Hinweisen darauf versorgen, was noch verbessert werden muss. Dabei wird der Lernprozess durch Echtzeit-Analyse unterstützt, wodurch eine kontinuierliche und präzise Begleitung des Lernenden möglich wird.
3b. Automatisierung und Effizienzsteigerung in der Arbeit (New Work)
KI kann die Arbeitswelt verändern, indem sie administrative und repetitive Aufgaben übernimmt, die oft zeitaufwändig und ermüdend sind. Dies ermöglicht es den Mitarbeitenden, sich auf kreative und strategische Aufgaben zu konzentrieren.
- Automatisierung von Routineaufgaben: KI-Systeme wie Robotic Process Automation (RPA) können wiederkehrende und regelbasierte Aufgaben, wie das Verarbeiten von Daten, das Beantworten von E-Mails oder die Erstellung von Reports, übernehmen. Dies spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch Fehler und steigert die Effizienz.
- Intelligente Assistenzsysteme: KI-basierte Chatbots oder virtuelle Assistenten (z. B. Siri, Alexa, Google Assistant) können den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden durch organisatorische Unterstützung verbessern. Sie helfen bei der Terminplanung, der Verwaltung von Aufgaben oder der Beantwortung von Routinefragen, sodass die Mitarbeiter sich stärker auf komplexe und kreative Herausforderungen konzentrieren können.
- Datenanalyse und Entscheidungsfindung: KI kann große Mengen an Daten in Echtzeit verarbeiten und wertvolle Einblicke liefern, die die Entscheidungsfindung erleichtern. In Bereichen wie Marketing, Personalwesen oder Finanzplanung können KI-Systeme Muster erkennen und Vorhersagen treffen, die den Entscheidungsprozess unterstützen und verbessern.
3c. Kollaboration und Kommunikation (New Work und New Learning)
KI fördert die Zusammenarbeit und Kommunikation in verteilten Teams und Lernumgebungen, was besonders in Zeiten von Remote-Arbeit und virtuellen Lernformaten wichtig ist.
- KI-gesteuerte Kommunikationstools: Systeme wie Slack, Microsoft Teams oder Google Workspace nutzen KI, um die Kommunikation zu optimieren. Sie können beispielsweise Nachrichten priorisieren, Meetings automatisch planen oder Zusammenfassungen von Diskussionen liefern, was die Kommunikation und Zusammenarbeit effizienter macht.
- Automatische Übersetzung und Sprachverarbeitung: In global vernetzten Teams oder Lernumgebungen kann KI durch Sprachverarbeitungssysteme wie Google Translate oder DeepL Barrieren überwinden und mehrsprachige Kommunikation erleichtern. Dies fördert den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit in internationalen Teams und bei globalen Lernprojekten.
- Virtuelle Lern- und Arbeitsräume: KI kann virtuelle Klassenzimmer oder Arbeitsräume intelligent steuern, indem sie zum Beispiel Personen erkennt und automatisch Lernmaterialien oder Ressourcen zur Verfügung stellt, die für ein Team oder einen bestimmten Lernenden relevant sind.
3d. Förderung von Kreativität und Innovation (New Work)
Ein weiteres zentrales Ziel von New Work ist die Förderung von Kreativität und Innovation. KI kann hier als Werkzeug zur Ideenfindung und Problemlösung dienen.
- KI-gestützte Kreativitätswerkzeuge: Künstliche Intelligenz kann bei der Generierung neuer Ideen helfen, indem sie große Mengen an Daten und Trends analysiert und unübliche Muster oder Innovationspotenziale identifiziert. Kreativitätsplattformen wie Runway ML oder OpenAI's GPT-Modelle (wie ChatGPT) können dabei helfen, Ideen zu entwickeln, Texte zu schreiben oder Designkonzepte zu erstellen.
- Simulationen und Modellierung: KI kann komplexe Simulationen durchführen, um verschiedene Szenarien zu testen und innovative Lösungen für spezifische Probleme zu entwickeln. Dies ist besonders hilfreich in Bereichen wie Forschung, Produktentwicklung und Design.
- Automatisierte Content-Erstellung: Tools wie Copy.ai oder Jasper verwenden KI, um Textinhalte zu generieren, was besonders im Marketing oder in der Erstellung von Lernmaterialien von Bedeutung ist. KI kann dabei nicht nur Texte verfassen, sondern auch kreative Konzepte vorschlagen und die Qualität von Inhalten analysieren.
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3e. Unterstützung beim lebenslangen Lernen (New Learning und New Work)
In der Ära des lebenslangen Lernens ist es entscheidend, kontinuierlich neue Fähigkeiten zu entwickeln. KI kann Lernende dabei unterstützen, ihre Karriere und Weiterbildung gezielt zu steuern und ihre Lernbedürfnisse zu antizipieren.
- Empfohlene Lerninhalte: KI-gestützte Plattformen wie LinkedIn Learning oder Coursera können personalisierte Lernempfehlungen bieten, basierend auf den bisherigen Lernfortschritten, Interessen und dem beruflichen Werdegang des Nutzers. Diese Empfehlungssysteme helfen den Lernenden, die für sie relevantesten Themen und Kurse zu finden.
- Kompetenzanalyse und -entwicklung: KI kann helfen, die Kompetenzen eines Mitarbeiters oder Lernenden zu analysieren und Vorschläge für gezielte Weiterbildungen zu machen. Auf diese Weise kann KI Unternehmen und Einzelpersonen bei der Karriereentwicklung und der Anpassung an die sich verändernden Anforderungen der Arbeitswelt unterstützen.
Und es gab noch viel viel viele andere Fragen! Aber hier höre ich nun auf.
Es lohnt sich mit dabei zu sein!
Mehr Infos:
https://digitalzentrum-franken.de/veranstaltungen/detail/ki-stammtisch-new-work/learning-meets-ki
Und: alle Veranstaltungen auch zukünftige: